Ameland testet Wasserstoff in der Praxis

Ameland, 9. Dezember 2022 – Als letzter Teil des deutsch-niederländischen INTERREG-Projekts H2Watt testet Ameland derzeit den Einsatz von Wasserstoff in der Energieversorgung der Insel. Mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle wird die Insel den Energiebedarf eines Teils der Gebäude decken. Der Test gibt Aufschluss über die Flexibilität eines Energiesystems, in dem Wasserstoff ein wichtiges Bindeglied ist.

Das H2Watt-Projekt wird im Rahmen des Kooperationsprogramms “INTERREG Deutschland-Nederland” aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen sowie der Provinzen Drenthe, Friesland und Groningen gefördert. Es wird auch durch das INTERREG-Programm Management in der Ems-Dollart-Region (EDR) unterstützt. Ziel von H2Watt ist es, auf den Wattenmeerinseln Borkum und Ameland jeweils eine Wasserstoffanwendung in der Praxis zu testen. Auf Ameland wird zwischen dem 1. Dezember und dem 11. Januar eine Brennstoffzelle in Betrieb sein, die den Strombedarf eines Teils des Dorfes Buren so genau wie möglich überwacht. Eine Brennstoffzelle ist eine innovative Technik zur Erzeugung von Strom aus Wasserstoff. JP Energy Systems, hat die Lieferung der Brennstoffzelle ermöglicht. Heute fand auf der Insel ein Workshop statt, bei dem die Hintergründe und die Bedeutung des Tests erläutert und diskutiert wurden.

Unabhängiger Solarpark
Einer der Initiatoren von H2Watt ist Leo van der Burg des Branchenverbands FME. “Wir sind neugierig, ob eine Brennstoffzelle so flexibel Strom produzieren kann, dass sie dem sich ständig ändernden Strombedarf eines Gebiets folgen kann”, sagt er. Wenn dies gelingt, kann ein neu errichteter Solarpark auf Ameland in Zukunft weitgehend unabhängig vom Stromnetz arbeiten. Die Produktion des Solarparks kann dann tagsüber, wenn die Nachfrage gering ist, weitgehend in Wasserstoff umgewandelt werden; nach Sonnenuntergang wird der grüne Strom weiterhin an die Haushalte geliefert.”

Verschiedene Formen von Energie
Damit stellt der neue Solarpark praktisch keine zusätzliche Belastung für das regionale Stromnetz dar, sagt van der Burg: “Vielerorts in den Niederlanden gibt es derzeit Beschränkungen für den Anschluss von Solaranlagen, weil die Kapazität der lokalen und regionalen Netze oft nicht ausreicht. Deshalb wird der neue Solarpark Ameland, der im nächsten Jahr gebaut wird, gleich mit einer großen Batterie ausgestattet. In Zukunft kann die Produktion des Solarparks dann auch in Wasserstoff gespeichert werden. Der Vorteil von Wasserstoff ist, dass die gespeicherte Energie in verschiedenen Formen zur Verfügung steht: als Wärme, als Strom und als gasförmiger Kraftstoff. Die Anwendung von Wasserstoff ist für die Industrie, den Verkehr, den maritimen Sektor und – wie auf Ameland demonstriert – für die Bauwirtschaft interessant.

Anpassung der Pläne
Ein weiterer Schwerpunkt des H2Watt-Workshops war die Regulierung und Lizenzierung von Wasserstoffanwendungen. Es gibt noch wenig Erfahrung damit; viele Leitlinien sind noch in der Entwicklung. “So etwas ist in einer Übergangszeit unvermeidlich”, meint van der Burg, “es verlangt den Partnern bei einem solchen Projekt einiges ab. Sie müssen bereit sein, voranzugehen, mitzudenken, wohlüberlegte Risiken einzugehen und gegebenenfalls ihre Pläne anzupassen. Bei H2Watt haben wir dies mehrfach getan. Dennoch sind wir sehr stolz auf die Schritte, die wir nun unternehmen können”.

Energie-Karussell
Die Brennstoffzelle, die derzeit auf Ameland getestet wird, wird bis Mitte Januar auf der Insel bleiben. In der Zwischenzeit ist geplant, in der Nähe des neuen Solarparks schrittweise eine Anlage mit Elektrolyseuren, Brennstoffzellen, Batteriepaketen und einem Fermenter zu bauen (Realisierung 2023). Diese “Energierotonde Ballumerbocht” soll schließlich zu einem nachhaltigen und fossilfreien Energiesystem werden, mit dem die Insel einen zunehmenden Teil ihres eigenen Energie- und Wärmebedarfs decken kann. Die intelligente Steuerung der Anlage wird im Rahmen von IANOS entwickelt, einem weiteren europäischen Forschungsprojekt, an dem Ameland beteiligt ist.