Future fuels: Die technologie ist nicht der Flaschenhals!
28-30.06.22. Dreitägige Workshop-Reihe in Hamburg, Leer und Harlingen
Im Rahmen einer dreitägigen „Future Fuels Reihe“ mit insgesamt rund 200 Teilnehmern stand die Diskussion darüber im Fokus, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, um alternative Kraftstoffe sinnvoll etablieren zu können. Um eine Auswahl des „richtigen“ Kraftstoffes vornehmen zu können, ist eine Grundvoraussetzung, den gesamten Lebenszyklus der Energieträger zu betrachten, denn nur so kann eine objektive Beurteilung erfolgen. In diesem Zusammenhang braucht es Pilotprojekte entlang der Wertschöpfungskette, um bestmögliche ökonomische und ökologische Vorteile auszuschöpfen. „Haben Sie keine Angst vor etwaigen Risiken, die neue Kraftstoffe mit sich bringen können. Gehen Sie diesen Weg, setzen Sie sich mit den Risiken auseinander und gehen Sie diese an!“ appellierte Ramona Zettelmaier von Bureau Veritas an die Gruppe aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.
Für die Reedereien stellt die Wahl zwischen einem „Blumenstrauß“ an verschiedenen Kraftstoffen eine große Schwierigkeit dar. Neben Bewertungsgrundlagen bedarf es mehr Klarheit und Planungssicherheit in der Regulatorik. Aktuell gibt es noch einige „offene Posten“ im Hinblick auf die Ausgestaltung der Guidelines und Undeutlichkeit darüber, wie EU- und IMO-Ziele „unter einen Hut“ gebracht werden können, berichtet Christian Allgeier vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Er schilderte eindrucksvoll die Komplexität der EU-Maßnahmepaketes „Fit for 55“, aber auch der IMO-Regulatorik, die immerhin mit 175 Mitgliedstaaten abzustimmen ist. Technologie – so die einhellige Meinung der Referenten und des Plenums – ist nicht der „Flaschenhals“, sondern insbesondere die (OPEX)Kosten und Verfügbarkeit der Kraftstoffe. „Die maritime Energiewende gelingt nur, wenn wir eine marktreife Technik kommerziell einsetzen und für eine breite Masse zugänglich machen können“, resümierte Sebastian Ebbing vom Verband Deutscher Reeder (VDR).
Eine eindeutige Empfehlung auf die Auswahl eines Kraftstoffs konnte und wollte niemand aussprechen. So werden zum aktuellen Zeitpunkt zwar in großem Umfang neue Schiffe bestellt, diese sind aber zum Großteil tatsächlich noch auf herkömmliche Kraftstoffe ausberichtet, berichtet Dr. Jörg Larink von Briese Schifffahrt. „Uns fehlt das Fundament für Entscheidungen“, so Larink. Nichtdestotrotz gibt es interessante Forschungsvorhaben und Innovationsprojekte im Kontext alternativer Kraftstoffe in Deutschland, den Niederlanden aber auch grenzübergreifend. Workshop-Beiträge gab es zu Biokraftstoffen, Methanol, Synthetischem LNG, Ammoniak und dem Einsatz von OME (Oxymethylenether). Auch der Einsatz von „Carbon Capture and Storage“ wurde diskutiert. Einen spannenden Überblick gaben die Präsentationen von Bastian Lehrheuer von der RWTH Aachen sowie von Paul Melles, Royal Doeksen, der eine Machbarkeitsstudie für eine „fast ferry“ vorstellte, die im Rahmen vom Interreg Projekt H2Watt erarbeitet wurde.
Die Veranstaltungsreihe wurde im Rahmen der Projekte Kompetenzzentrum Green Shipping Niedersachsen, Green Shipping Waddenzee und H2Watt durch den Verband Deutscher Reeder (VDR), Koninklijke Vereniging van Nederlandse Reders (KVNR), FME und die MARIKO GmbH organisiert.